Homeoffice
Nicht erst seit der Corona Krise ist Homeoffice aufgrund digitaler Kommunikationstechnologien, Kommunikationsmitteln und Clouds eine vieldiskutierte Option für Beschäftigte, die seit einigen Monaten einen intensiven Praxistest durchläuft.
Für viele hat dieser Test gezeigt, dass Deutschland zu einer raschen Anpassung an digitale Arbeitsformen in der Lage ist. Unabhängig von bestehenden Möglichkeiten und ihrer Wahl durch Arbeitnehmer*innen auch nach der Pandemie ist jedoch schnell klar geworden, dass Homeoffice nicht ohne konkrete Reglungen auskommt.
Zahlen unklar
Die Anzahl der Beschäftigten in Homeoffice ist nach einem sprunghaftem Anstieg unklar. Der Digitalverband Bitkom geht von 49% aller Beschäftigten aus, die Corona Studie der Uni Mannheim von 25%.
Option ohne Chancengleichheit
Die Nutzungsmöglichkeiten sind abhängig vom beruflichen Status und damit oft auch vom entsprechenden Bildungsniveau. Damit entsteht die Gefahr der Entstehung einer Zweiklassengesellschaft in Unternehmen und Organisationen bei steigenden Möglichkeiten der Darstellbarkeit beruflicher Tätigkeiten im Homeoffice.
Eine enorme Belastung entsteht für weniger technikaffine Beschäftigte – erforderliche Lern- und Gewohnheitseffekte gehen meist zu Lasten der Beschäftigten, die damit nach einer Studie der Uni Düsseldorf ihre eigene Produktivität als gesunken wahrnehmen.
Gesundheitsempfinden der Beschäftigten - keine einheitlichen Befunde
Eine aktuelle Sonderanalyse der DAK geht von einem geminderten Stresserleben bei höherer Arbeitszufriedenheit aus.
Eine Studie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf betont eine bestehende Überforderung durch mangelnde Erfahrungen und schlechte Arbeitsumgebungen mit einer negativer Bilanzierung der eigenen Arbeitsproduktivität. Stress verursachen auch Probleme von Koordinations- und Führungstätigkeiten auf Distanz.
Homeoffice auf eigene Gefahr
Der DGB beobachtet eine mögliche Entgrenzung der Arbeit, ein Aufweichen von Ruhezeiten und die Verlängerung der Arbeitszeit. Die derzeit allgemeine Küchentischergonomie ist fragwürdig. Eine Studie der Hans Böckler Stiftung beobachtet zudem, dass Belastungen für Arbeitnehmerinnen unter Festigung der tradierten Arbeitsteilung eine gesonderte Rolle spielen, da sie ihre Sorgearbeit zusätzlich in höherem Maße ausweiten als Arbeitnehmer.
Arbeitgeber als neue Datenkraken
Die Möglichkeiten der Sammlung von Interaktionen und Data Mining über KI stehen nicht im Focus bei der Bewertung von Homeoffice durch Beschäftigte. Softwareunternehmen, die entsprechende Analysetools zur Überwachung von Leistung und Verhalten anbieten, boomen.
KI kann ein personenbezogenes Datenpaket schnüren, das beliebig in Verhältnis gesetzt werden kann mit Produktivitätskennzahlen und den Daten anderer Beschäftigter. Das Repertoire ist so vielfältig wie seine Bausteine. So könnten wir am eigenen Küchentisch auch neben der schlicht anmutenden Bildschirmüberwachung mit Interaktionsanalyse die Erhebung unserer Gesundheitsdaten und die Erstellung eines Psychoprofils erleben – ganz nebenbei.